Montag, 7. Mai 2012

Ein schönes Gefühl

Hier in Mexiko ist die Armut vieler Menschen deutlich sichtbar. In San Cristobal sieht man viele Kinder und Frauen vom Maya-Stamm der Tzotzil mit gewebten, genähten und geknüpften Souvenirs durch die Straßen laufen, die diese verkaufen. Wir wurden ständig angesprochen ob wir etwas kaufen wollen. 
Besonders schwer fiel uns das Neinsagen, wenn wir von Kindern angesprochen wurden. Wir haben uns aber dazu entschieden Kindern nichts abzukaufen und bettelnden Kindern kein Geld zu geben. In Mexiko gibt es eine Schulpflicht, allerdings gibt es keine Folgen wenn ein Kind nicht in die Schule geht, erstmal nicht. Wenn es für die Familie profitabler ist das Kind betteln zu schicken, dann wird Bildung für weniger erstrebenswert empfunden. Das erzählte uns der Führer unserer gestrigen Tour, Gleiches haben wir bei der Vorbereitung auf unsere Weltreise gelesen. Was ist nun richtig, was falsch? Wir kennen die ganzen Umstände hier zu wenig um das umfassend zu beantworten, aber wir haben unsere Entscheidung so getroffen.

Heute an unserem letzten Tag in San Cristobal de las Casas sind wir Essen gegangen. Ein kleiner Junge mit selbstgeknüpften Armbändern kam an unseren Tisch, wir sagten freundlich, wie sonst auch, nein danke. 

Als wir das Restaurant verließen war in einem Durchgang eine Weltkarte die wir mit bestaunen betrachteten. Hinter uns saß eine Tzotzilfrau auf dem Boden, die sich ausruhte. Nach einiger Zeit bekamen wir mit, wie sie den kleinen Jungen zu etwas aufforderte, er kam auf uns zu und hielt uns wieder die Bänder hin, wir verneinten erneut. Dann wollte er uns etwas mitteilen, was wir aber nicht verstanden.Er ging ins Restaurant zur Vitrine mit den leckeren Kuchen und der köstlichen Pizza, wir folgten ihm. Er fragte ob wir ein Stück Pizza für seine Mutter kaufen könnten, das hat uns ziemlich berührt. Wir schauten uns an und waren uns einig, das machen wir doch gerne. Ich fragte den Jungen ob er auch ein Stück haben wollte und er sagte ja. 
Wir kauften zwei Stücke, die noch schnell im Ofen warm gemacht wurden. Dann überreichten wir dem Kleinen die Pizza und er ging damit zu seiner Mutter. Er bedankte sich und die Mutter auch, beide freuten sich sehr. Hier ist die Frage wer sich am meisten gefreut hat, die oder wir. Es hat sich so unheimlich gut angefühlt zu geben. Die Pizza hätten sich die beiden höchstwahrscheinlich niemals geleistet bzw. leisten können, für uns war es nicht der Rede wert. Wir verabschiedeten uns. Nachdem die Mutter etwas zu ihrem Kind sagte, kam es hinter uns her, er hielt wieder seine Armbänder hoch: "Un regalo", "Ein Geschenk", Andre und ich durften uns jeder eins aussuchen, als ich mein Portemonnaie  zücken wollte, ging er wieder:  "Un regalo". 
Danach waren wir gänzlich geplättet. Manchmal gibt man jemanden etwas aus Mitleid, das Gefühl finde ich persönlich nicht so schön, da für mich ein Ungleichgewicht herrscht, so ganz kann ich das nicht in Worte fassen. In dieser Situation war es nicht Mitleid sondern Freude, Freude darüber jemand anderem eine Freude zu bereiten, wow, ich bin immer noch ganz gerührt. Die Freude und Dankbarkeit in den Gesichtern werde ich nicht vergessen, auch wir sind dankbar für dieses kleine, aber unvergessliche Erlebnis.

1 Kommentar:

  1. Wie schön, dass ihr eure Erlebnisse so regelmäßig mit uns teilt. Da hat man doch gleich das Gefühl, ein bisschen mitzureisen... :)

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