Heute haben wir vom
4er Dorm in einen 14ner Dorm gewechselt, dort ist allerdings neben uns nur noch
eine weitere Person zu finden, ein Mädel aus Canada, die sehr nett ist. Durch
den Wechsel sparen wir 140 Pesos pro Nacht, immer wieder hören wir wie teuer
Australien ist und unter diesen Umständen fällt das Sparen gar nicht so schwer.
Andre hat heute Morgen
das Bundesligafinale angeschaut, was sein muss, muss sein und ich habe die
kommenden Nächte und unseren morgigen Ausflug nach San Juan Chamula gebucht,
auf den Bericht von dieser Tour könnt ihr euch schon mal freuen.
Heute wollten wir uns das Museo de Medicina Maya - Museum für Mayamedizin ansehen.
Markttag ist jeden Tag
Auf dem Weg zum
Museum über Mayamedizin lag der alltägliche Markt bei dem man fast alles kaufen
kann: tote und lebendige Hühner, Blumen, Obst, Gemüse, USB-Sticks, DVDs, die
man sich auch gleich anschauen kann, wahrscheinlich auch von Filmen die noch
gar nicht im Kino laufen. Schuhe, Klamotten, Getränke, ungekühlten Joghurt,
Wahnsinn.
Wir beobachteten eine Frau die Hühnchen kaufen wollte, die
Fleischstücke lagen einfach auf einem Brett und die Kundin betatschte die
einzelnen Fleischstückchen immer wieder mit ihren Händen um wohl das Beste
auszuwählen. „Kann ich jemals wieder Hühnchen essen?“ Wie hier Fleisch verkauft
wird, wäre in Deutschland undenkbar, übrigens liegen frische Garnelen ebenfalls
ungekühlt in der Sonne rum, für die Fliegen ein wahrer Festschmaus. Im
Reiseführer stand, dass der Markt ein Angriff auf die Sinne sei, das war keine
Untertreibung.
Wir waren die einzigen Touristen weit und breit. An einem der
vielen Blumenstände bastelten zwei Männer emsig mehrere Blumengestecke
kunstvoll zusammen. Gegenüber wurde Obst verkauft ein Stückchen weiter wieder
Batterien, Kopfhörer und anderer Elektronikkram. Kunstvoll wird das Obst zum
Verkauf angeboten.
Vielleicht besser nicht kaufen
Eben erzählte uns
das Mädel aus Canada, dass der Typ vom Hostel gesagt hat, dass man dort kein
Obst oder Gemüse kaufen sollte. Es wir
oft mit verseuchtem Wasser gegossen und ist daher belastet. Wenn ihr gleich ein
Bild von dem wunderschönen Fluss unten seht ist das irgendwie glaubwürdig.
Sind wir hier richtig?
Nachdem uns der
Markt wieder zurück auf die Straße gespuckt hatte machten wir uns weiter auf
den Weg zum Museum der Mayamedizin, die Gegend wurde immer seltsamer, ärmer,
schmutziger. Sind wir hier richtig? Neben Friseurbuden, deren Wände mit
allerlei Männerfrisurbildern tapeziert waren, gab es Geschäfte in denen Möbel
oder Garn zu kaufen gab. Die Möbel wurden vor Ort gefertigt und wir konnten
einen Mann beobachten der gerade ein fertig gestelltes Bettgestell anstrich. Entlang
des Weges fanden sich noch Glaser, Eisenwarenverkäufer und Viehfutterhändler a
la Raiffeisenmarkt.
Wir waren
anscheinend doch richtig, denn in einiger Entfernung konnten wir das Schild mit
der Aufschrift des Museums sehen, wir blickten durch das Tor. „Hier soll ein
prämiertes Museum sein?“ Der Eintritt
kostete 20 Pesos pro Person. Im ersten Raum wurde ein Film gezeigt, der in
Spanisch, bzw. in einer Mayasprache mit spanischem Untertitel war. Von den Mayasprachen gibt es insgesamt weit über 60.
Viel haben wir nicht
verstanden, eher gesagt fast gar nix. Mit Hilfe der Szenen die gezeigt wurden
und dem Begleithefter in deutscher Sprache, den wir am Eingang ausgehändigt
bekommen haben, konnten wir allerdings nach einer Weile feststellen, dass es
sich um eine klassische Geburt bei den Maya handelt. Schöner Einstieg in die
Mayamedizin, ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit.
Geburtshilfe
In einer sehr, sehr
einfachen Hütte mit Lehmboden kniete eine Frau in traditioneller Kleidung, die
im übrigen immer getragen wird, vor Ihrem Mann, der auf einem Stuhl saß und
hielt sich an ihm fest. Die Hebamme band der Frau breite Gürtel um den Bauch um
die Geburt zu erleichtern. Wenn es Probleme bei der Geburt gibt, dann werden
bestimmte Gebräue gereicht, die ebenfalls die Geburt erleichtern sollen. Nach
einiger Zeit flutschte dann das Kind auf den Boden, die Hebamme wusch es, band
die Nabelschnur ab und schnitt dann die Nabelschnur - mit immerhin einer neuen,
frisch verpacken Rasierklinge – durch. Anschließend kam noch ein Läppchen um
die verbleibende Nabelschnur und ein Tuch um das Kind. Später lagen dann Mutter
und Kind auf einer Matte auf dem Lehmboden eingewickelt in Decken.
Nachdem die
Nachgeburt untersucht war, wurde sie im Haus vergraben. Eine Geburt unter
diesen Umständen, hm, ich bin nicht scharf drauf, aber ich bin mir sicher, dass
die meisten Kinder auf der Welt unter ähnlichen Umständen auf die Welt kommen.
Wir haben da bei uns schon überirdischen Luxus.
Nach diesem
aufschlussreichen Film streunten wir durch das doch sehr kleine Museum. In
verschieden Räumen wurden einzelne Szenen der Heilung dargestellt.
In einem
Raum wurde darauf aufmerksam gemacht, wie sich die internationale
Pharmaindustrie das Wissen um die Heilpflanzen zu Nutze machen möchte, nicht
gerade in Rücksichtnahme mit den indigenen Völkern. Wir fanden sogar ein
deutsches Magazin das über die Problematik berichtete.
Beschützer fürs Leben
Jeder Maya bekommt bereits
als Kind einen Nagual (Beschützer) in Form einer Kette mit Bernstein oder einer
Puppe. Der Nagual ist in der Regel ein Tier und gibt dem Mensch die Energie,
die er zum Überleben braucht. Normale Menschen haben ca. 3 Naguals, Personen
mit übernatürlichen Fähigkeiten wie z.B. Heiler können bis zu 15 besitzen.
Naguals von Heilern können auch Naturphänomene wie z.B. Blitze oder Stürme sein.
Vielleicht kann man
den Nagual mit einer Art Schutzengel vergleichen, der in unseren Breiten existiert,
ja, ich habe auf jeden Fall einen. Beim Autofahren hat er bei mir alle Hände
und Flügel voll zu tun (es gab Freunde die hatten Albträume wegen meines
Fahrstils), bisher hat er seinen Job hervorragend gemacht, Danke Schutzengel
und bitte weiter so!!!
Arten von Heilern
Im Begleithefter
wurden die einzelnen Arten von Heilern vorgestellt, vielleicht zu vergleichen
mit unseren Fachärzten, jeder hat sein Spezialgebiet. Neben der Hebamme gibt es
noch folgende Heiler:
- Heiler der den Puls fühlt
- Heiler der die Knochen kennt
- Heiler der die Pflanzen kennt
- Heiler der in den Bergen betet
Die meisten
bekommen die Gabe zu Heilen von ihren Eltern vererbt, einige empfangen ihre
Gabe im Traum. Die Heilmittel sind Kerzen, Schnaps, Limonaden, Kreuze, Gebete,
Blumen und Weihrauch. Die Heiler möchten auf keinen Fall Schamanen genannt
werden, denn von Hexerei distanzieren sie sich, sie sind Heiler und keine
Hexen.
Das war die Theorie
der Mayaheilkunst, bei unserem Besuch in der Kirche von San Juan Chamula
sollten wir die Praxis kennen lernen. Ihr könnt gespannt sein.
Hinweis:
Auch hier möchten wir wieder darauf hinweisen, dass wir das wiedergeben, was wir gelesen bzw. verstanden haben und hoffen dass das den Tatsachen entspricht.
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