Samstag, 5. Mai 2012

Museo de Medicina Maya

Heute haben wir vom 4er Dorm in einen 14ner Dorm gewechselt, dort ist allerdings neben uns nur noch eine weitere Person zu finden, ein Mädel aus Canada, die sehr nett ist. Durch den Wechsel sparen wir 140 Pesos pro Nacht, immer wieder hören wir wie teuer Australien ist und unter diesen Umständen fällt das Sparen gar nicht so schwer.

Andre hat heute Morgen das Bundesligafinale angeschaut, was sein muss, muss sein und ich habe die kommenden Nächte und unseren morgigen Ausflug nach San Juan Chamula gebucht, auf den Bericht von dieser Tour könnt ihr euch schon mal freuen.
Heute wollten wir uns das Museo de Medicina Maya - Museum für Mayamedizin ansehen.

Markttag ist jeden Tag

Auf dem Weg zum Museum über Mayamedizin lag der alltägliche Markt bei dem man fast alles kaufen kann: tote und lebendige Hühner, Blumen, Obst, Gemüse, USB-Sticks, DVDs, die man sich auch gleich anschauen kann, wahrscheinlich auch von Filmen die noch gar nicht im Kino laufen. Schuhe, Klamotten, Getränke, ungekühlten Joghurt, Wahnsinn. 

Wir beobachteten eine Frau die Hühnchen kaufen wollte, die Fleischstücke lagen einfach auf einem Brett und die Kundin betatschte die einzelnen Fleischstückchen immer wieder mit ihren Händen um wohl das Beste auszuwählen. „Kann ich jemals wieder Hühnchen essen?“ Wie hier Fleisch verkauft wird, wäre in Deutschland undenkbar, übrigens liegen frische Garnelen ebenfalls ungekühlt in der Sonne rum, für die Fliegen ein wahrer Festschmaus. Im Reiseführer stand, dass der Markt ein Angriff auf die Sinne sei, das war keine Untertreibung. 

Wir waren die einzigen Touristen weit und breit. An einem der vielen Blumenstände bastelten zwei Männer emsig mehrere Blumengestecke kunstvoll zusammen. Gegenüber wurde Obst verkauft ein Stückchen weiter wieder Batterien, Kopfhörer und anderer Elektronikkram. Kunstvoll wird das Obst zum Verkauf angeboten.

Vielleicht besser nicht kaufen

Eben erzählte uns das Mädel aus Canada, dass der Typ vom Hostel gesagt hat, dass man dort kein Obst oder Gemüse kaufen sollte.  Es wir oft mit verseuchtem Wasser gegossen und ist daher belastet. Wenn ihr gleich ein Bild von dem wunderschönen Fluss unten seht ist das irgendwie glaubwürdig.

 

 

 

 

Sind wir hier richtig?

Nachdem uns der Markt wieder zurück auf die Straße gespuckt hatte machten wir uns weiter auf den Weg zum Museum der Mayamedizin, die Gegend wurde immer seltsamer, ärmer, schmutziger. Sind wir hier richtig? Neben Friseurbuden, deren Wände mit allerlei Männerfrisurbildern tapeziert waren, gab es Geschäfte in denen Möbel oder Garn zu kaufen gab. Die Möbel wurden vor Ort gefertigt und wir konnten einen Mann beobachten der gerade ein fertig gestelltes Bettgestell anstrich. Entlang des Weges fanden sich noch Glaser, Eisenwarenverkäufer und Viehfutterhändler a la Raiffeisenmarkt. 


Wir waren anscheinend doch richtig, denn in einiger Entfernung konnten wir das Schild mit der Aufschrift des Museums sehen, wir blickten durch das Tor. „Hier soll ein prämiertes Museum sein?“ Der Eintritt kostete 20 Pesos pro Person. Im ersten Raum wurde ein Film gezeigt, der in Spanisch, bzw. in einer Mayasprache mit spanischem Untertitel war. Von den Mayasprachen gibt es insgesamt weit über 60.
Viel haben wir nicht verstanden, eher gesagt fast gar nix. Mit Hilfe der Szenen die gezeigt wurden und dem Begleithefter in deutscher Sprache, den wir am Eingang ausgehändigt bekommen haben, konnten wir allerdings nach einer Weile feststellen, dass es sich um eine klassische Geburt bei den Maya handelt. Schöner Einstieg in die Mayamedizin, ich hätte mit allem gerechnet, nur nicht damit.

Geburtshilfe

In einer sehr, sehr einfachen Hütte mit Lehmboden kniete eine Frau in traditioneller Kleidung, die im übrigen immer getragen wird, vor Ihrem Mann, der auf einem Stuhl saß und hielt sich an ihm fest. Die Hebamme band der Frau breite Gürtel um den Bauch um die Geburt zu erleichtern. Wenn es Probleme bei der Geburt gibt, dann werden bestimmte Gebräue gereicht, die ebenfalls die Geburt erleichtern sollen. Nach einiger Zeit flutschte dann das Kind auf den Boden, die Hebamme wusch es, band die Nabelschnur ab und schnitt dann die Nabelschnur - mit immerhin einer neuen, frisch verpacken Rasierklinge – durch. Anschließend kam noch ein Läppchen um die verbleibende Nabelschnur und ein Tuch um das Kind. Später lagen dann Mutter und Kind auf einer Matte auf dem Lehmboden eingewickelt in Decken.
Nachdem die Nachgeburt untersucht war, wurde sie im Haus vergraben. Eine Geburt unter diesen Umständen, hm, ich bin nicht scharf drauf, aber ich bin mir sicher, dass die meisten Kinder auf der Welt unter ähnlichen Umständen auf die Welt kommen. Wir haben da bei uns schon überirdischen Luxus.



Nach diesem aufschlussreichen Film streunten wir durch das doch sehr kleine Museum. In verschieden Räumen wurden einzelne Szenen der Heilung dargestellt. 



In einem Raum wurde darauf aufmerksam gemacht, wie sich die internationale Pharmaindustrie das Wissen um die Heilpflanzen zu Nutze machen möchte, nicht gerade in Rücksichtnahme mit den indigenen Völkern. Wir fanden sogar ein deutsches Magazin das über die Problematik berichtete.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beschützer fürs Leben

Jeder Maya bekommt bereits als Kind einen Nagual (Beschützer) in Form einer Kette mit Bernstein oder einer Puppe. Der Nagual ist in der Regel ein Tier und gibt dem Mensch die Energie, die er zum Überleben braucht. Normale Menschen haben ca. 3 Naguals, Personen mit übernatürlichen Fähigkeiten wie z.B. Heiler können bis zu 15 besitzen. Naguals von Heilern können auch Naturphänomene wie z.B. Blitze oder Stürme sein.
Vielleicht kann man den Nagual mit einer Art Schutzengel vergleichen, der in unseren Breiten existiert, ja, ich habe auf jeden Fall einen. Beim Autofahren hat er bei mir alle Hände und Flügel voll zu tun (es gab Freunde die hatten Albträume wegen meines Fahrstils), bisher hat er seinen Job hervorragend gemacht, Danke Schutzengel und bitte weiter so!!!

Arten von Heilern

Im Begleithefter wurden die einzelnen Arten von Heilern vorgestellt, vielleicht zu vergleichen mit unseren Fachärzten, jeder hat sein Spezialgebiet. Neben der Hebamme gibt es noch folgende Heiler:
  • Heiler der den Puls fühlt
  • Heiler der die Knochen kennt
  • Heiler der die Pflanzen kennt
  • Heiler der in den Bergen betet

Die meisten bekommen die Gabe zu Heilen von ihren Eltern vererbt, einige empfangen ihre Gabe im Traum. Die Heilmittel sind Kerzen, Schnaps, Limonaden, Kreuze, Gebete, Blumen und Weihrauch. Die Heiler möchten auf keinen Fall Schamanen genannt werden, denn von Hexerei distanzieren sie sich, sie sind Heiler und keine Hexen.

Das war die Theorie der Mayaheilkunst, bei unserem Besuch in der Kirche von San Juan Chamula sollten wir die Praxis kennen lernen. Ihr könnt gespannt sein.

Hinweis:

Auch hier möchten wir wieder darauf hinweisen, dass wir das wiedergeben, was wir gelesen bzw. verstanden haben und hoffen dass das den Tatsachen entspricht.

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