30.08. bis 10.09.12
Die 10 eingeplanten Tage für Buenos Aires waren keines Wegs
zu großzügig bemessen. Hier gibt es wirklich viel zu sehen.
Pferderennbahn
Direkt am ersten Tag nach unserer Ankunft morgens ging es auf
die Pferderennbahn. Es war ein wundervoller Tag, die Sonne schien und es war
warm. Vielleicht können wir ja unser Budget verdoppeln?
Nun ja, das hat nicht wirklich geklappt, ich habe gar nix
gewonnen, Andre hat tatsächlich aufs richtige Pferd gesetzt und seine 3 Pesos
auf 12 Pesos vermehrt.
Hätten wir das gewusst, hätten wir natürlich mehr
eingesetzt. Auf meine hellseherischen Fähigkeiten ist dann doch kein
Verlass. Insgesamt haben wir immerhin ein Plus von 3 Pesos erwirtschaftet, das
sind ca. 50 Cent. In Bolivien bekommt man da schon einen frisch gepressten
Orangensaft für, in Argentinien leider nicht sehr viel.
Hundeausführer
Ein für Buenos Aires sehr typisches Stadtbild ist die viele
Hundescheiße auf den Gehwegen. Also Augen auf beim Stadtbummel. Wo viele
Hundehaufen sind, sind logischerweise auch viele Hunde. Die Porteños (Einwohner von Buenos Aires)
lieben anscheinend Hunde, aber das Spazieren gehen überlassen sie bei
Zeitmangel diesen Hundehütern. Diese sind dann mal locker mit über 10 Hunden an
der Leine unterwegs. Dabei handelt es sich nicht nur um Schoßhündchen, hier ist
von Groß bis Klein alles zu finden was sich in edlen Rassebüchern finden lässt.
Teatro Colon
Das Teatro Colon, das berühmte Opernhaus von Buenos Aires,
wurde 1908 eingeweiht und hat 2500 Sitz- und 1000 Stehplätze. Vor einigen
Jahren wurde es umfassend renoviert, so dass es wie neu aussieht. Ein
klassisches Opernhaus sehr edel und prunkvoll, genau so wie ich es mir
vorstelle.
Andre und ich entschlossen uns dazu dieser berühmten Oper
einen Besuch abzustatten. Die erste halbe Stunde spielte die Violinistin Sarah
Chang begleitet von einem Symphonieorchester.
Die Stehkarten waren mit 5 Euro
pro Person ein wirklicher Schnapper. Aber ganz Oben in der Oper war es ziemlich
heiß und stehen ist auf Dauer anstrengend.
In der Pause sind wir eine Etage
tiefer gegangen. Franko aus dem Hostel kam mit einer Hostess der Oper ins Gespräch,
und deutet an, dass es oben sehr heiß ist. Lange Rede kurzer Sinn, nach der
Pause hatten wir erstklassige Sitzplätze mit gutem Ausblick. Irgendwie haben
wir bei so was sehr oft Glück, wir sind eben Glückskinder, da kann man nix
machen. Ich muss richtig gut Spanisch lernen, wer weiß was dann noch alles passiert.
Kostenlose Stadtführungen
Das Hostel kümmert sich rührend darum, dass es seinen Gästen
rundum gut geht. Hier ist der Stundenplan im Eingangsbereich zu sehen.
Zum
rundum Wohlfühlprogramm gehören auch kostenlose
Stadtrundführungen in die Stadteile Recoleta (Nobelviertel) incl.
Friedhof, Bocas und San Telmo. Unser Guide Santiago war allerliebst.
Unsere 1000 Fragen
hat er alle geduldig beantwortet. Eines seiner Lieblingswörter war
„wonderful“.
Markt in Palermo
Samstags kann man den bunten, fröhlichen Markt im
wunderschönen Stadtteil Palermo besuchen. Hier gibt es viele kreative Leute,
die ihre Kunst an den Mann bzw. die Frau bringen wollen.
Ein Typ zersägte Münzen, bzw. sägte einzelne Teile heraus.
Wir fanden neben einem Eurostück auch ein 5-DM Stück, cool, das hatten wir
schon lagen nicht mehr gesehen, ein (fast noch) echter Heiermann.
Palermo ist unglaublich schön, hier gibt es viele
Restaurants, Cafés und Geschäfte. Wenn wir jemals, aus welchen Gründen auch
immer, nach Buenos Aires ziehen sollten, dann wollten wir hier leben.
Mir gefällt es hier so gut, weil die Bäume so schön bunt angezogen sind.
Flohmarkt in San Telmo
Jeden Sonntag findet in San Telmo der berühmte Flohmarkt
statt, hier gibt es viel alten Kram. Schönes, wie auch hässliches, manch interessantes.
Und manchmal sogar auch was aus der Heimat. Und der beste Becher steht ganz vorne, alles richtig gemacht liebe Flohmarktverkäuferin.
Hier sahen wir auch unsere ersten Tangotänzer, die fanden wir
aber nicht so dolle.
Weitere Impressionen aus San Telmo
Vielleicht
kennt ihr sie ja, das sind Andre, Mafalda und ich. Mafalda ist eine
bekannte Comicfigur in Argentinien, sie ist wurde im September 1964
geboren.
In diesem schmalen Haus lebten damals ehemalige Sklaven.
In
diesem Haus wohnte einst eine sehr wohlhabende Familie bis in den 1870ern die Cholera in San Telmo wütete. Viele Reiche zogen in andere Stadteile. Die
einzelnen Zimnmer wurden an arme Familien vermietet.
Recoleta
Recoletta ist ein nobler Stadteil und beherbergt außerdem den
berühmtesten Friedhof in Buenos Aires, vielleicht
vergleichbar mit dem Melatenfriedhof im wunderschönen Kölle. Hier wird nur
beerdigt wer Rang und Namen oder zumindest viel Kohle hat bzw. hatte muss man
ja in dem Fall sagen, dat letzte Hemd hat keine Taschen.
Ein Mausoleum steht am anderen, der Friedhof ist eine
richtige Mausoleumsstadt, dabei versuchen sich die Gebäude in Schönheit und
Größe gegenseitig zu übertrumpfen. Die Särge sind dabei oft sichtbar, was ich
schon irgendwie gruselig finde. Bei uns ist ja immer alles fein säuberlich
unterm Gras oder eben in einer Gruft versteckt.
Zu vielen Gräbern und Statuen gibt es Geschichten zu
erzählen. Eine davon handelt von Evita (Eva Peron), der berühmteste Frau von
Argentinien.
Bild von Evita auf einem Hochhaus an der Avenida 9 de Julio.
Eva Peron, die Ehefrau vom Präsidenten Juan Peron (Präsident
von 1946 bis 1955), hat sich für die Rechte der Frauen und der Arbeiter in
Argentinien eingesetzt. Sie verstarb im Alter von nur 33 Jahren an Krebs und
wird bis heute von den Argentiniern verehrt. Die Geschichte von Evita ist eine
sehr bewegende Geschichte. Evita wurde von ihrer Mutter in Armut aufgezogen und
war die uneheliche Tochter eines Großgrundbesitzers. Mit 15 ging sie nach BA
und arbeitete zunächst als Model, dann Radiomoderatorin und Schauspielerin.
Ihren späteren Mann traf sie nach einem Erdbeben bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung,
sie heirateten 1945. Nachdem Peron 1955 vom Militär gestürzt wurde, wurde die
einbalsamierte Leiche von Evita entführt. Von letzter Ruhestätte kann bei
dieser Frau wirklich nicht die Rede sein. 1956 bis 1971 verbrachte sie unter
einem anderen Namen in Mailand in Italien. Danach wurde sie von Ihrem Mann nach
Madrid geflogen und 1974 kam sie wieder zurück nach Argentinien.
Auch diese nun hoffentlich letzte Ruhestätte von Evita ist
umstritten, da das ja nur ein Friedhof für Reiche ist und Evita aus ärmlichen
Verhältnissen stammt.
Eine Katze bewachte an diesem Tag die Familiengruft. Andre und die Katze hielten einen Nachmittagsplausch.
Bocas
Bei einem Aufenthalt in BA darf ein Besuch in Bocas, einem
sehr bunten Viertel nicht fehlen.
Hier steht auch das berühmte Fußballstadion von den Bocas
Joniors, die Bombonera genannt wird.
Diego Maradona ist ein berühmter Spieler
dieses Vereins. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Doppelgänger von
diesem Fußballspieler hier rumtreiben um sich gegen Geld mit Touristen
ablichten lassen. Ich weiß nicht mehr wie teuer es war, aber es war zu teuer um
sich diesen Spaß zu erlauben. Einen Spaß haben wir uns dann doch erlaubt, schaut mal unten links im Bild.
Neben den Diego Doulbels trieben sich hier noch diverse
Tangopärchen rum und dieser seltsame Vogel, oder soll ich lieber sagen
Marienkäferheld. Vielleicht wär das ja was für mein nächstes Karnevalskostüm?
Hier ist es schon sehr touristisch, allerdings sollte man
schauen, dass man diesen Stadtteil bei Anbruch der Dunkelheit verlassen hat,
hier ist es gefährlich.
Segelschiff für den Frieden
An einem herrlichen Nachmittag besuchten wir dieses feine
Segelschiff, die Presidente Sarmiento.
Das ehemalige Segelschulschiff der Argentinischen Marine
dient heute als Museum.
Hier gibt es viel zu sehen, neben den Bildern der
Kapitäne dieses Schiffes, ist auch dieser treue Geselle ausgestellt. Dieser
Wauzi war das Maskottchen und fuhr jahrelang mit zur See. Anscheinend haben die
Argentinier einen Hang dazu ihre Geliebten verstorbenen für die Nachwelt
erhalten zu wollen.
1897 lief die Presidente Sarmiento vom Stapel. Nach 5 Jahren
Pauken in der Escuela Naval durften die jungen Kadetten erstmalig zu einer 12-monatigen
Fahrt mit diesem Schiff in See stechen.
Neben der Funktion als Segelschulschiff hatte das Schiff auch
eine Botschafter Funktion. So kam es auch dazu, dass u.a Wilhelm der II Gast
auf diesem schönen Schiff sein durfte.
Die letzte Fahrt der Presidente wurde im April 1938 beendet.
Ingesamt ging die Presidente Sarmiento 39 Mal auf Reise, dabei legte sie über 1
Mio. Seemeilen zurück, das entspricht einer Strecke von ca. 50 Erdumrundungen.
23.000 Offiziere und Kadetten wurden hier ausgebildet. Was für Zahlen.
Irgendwie mag ich alte Schiffe und deren Geschichten. Wem das
auch so geht, der sollte sich unbedingt die Historic Ships in Portsmouth
England ansehen, ist nicht so weit weg wie Argentinien. Hier könnt ihr ein
altes Segelschiff von 1805 besichtigen, die HMS Victory. Sie sieht aus wie ein
richtiges Piratenschiff, allerdings gehörte es der Englischen Marine. Es wurde
Zeitzeuge der berühmten Trafalgar Schlacht zwischen Engländern, Franzosen und
Spaniern. Also, hin und anschauen.
Ich fahr dann schon mal nach Australien, Ziel ist Sydney.
Party, Party, Party
In Buenos Aires haben wir fast jeden Tag gefeiert, ganz schön
anstrengend, kann ich euch sagen. Aber im Hoste waren so viele coole, nette
Leute, dass wir keine Wahl hatten.
Bei einem Bummel durch die Stadt haben wir eine Tangoband
spielen hören. Die Musik ging richtig unter die Haut, eine Gänsehaut war unvermeidbar. Wie ich später erfuhr was das ein Stück von Astor Piazolla einem bekannten Tangomusiker. Wenn ihr ganz unten im Bericht auf das Fotoalbum klickt könnt ihr Euch ein Video von der Band ansehen und einen Eindruck von dieser unglaublichen Musik bekommen.
Zwei Tage später mobilisierten wir 12 Leute vom Hostel und gingen auf ein
Konzert dieser Band. Wir haben eine CD gekauft, wenn wir wieder zu Hause sind spielen wir sie Euch gerne vor.
Dazu gab es dann noch Tangounterricht und ein wenig Tango
tanzen. Wer hätte das Gedacht, dass ich mal in Buenos Aires Tango tanzen werde.
Schön nach unten schauen, damit ich dem netten alten Herrn, Andre nannte Ihn Graf Zahl, nicht die Füße zerquetsche.
Schön nach unten schauen, damit ich dem netten alten Herrn, Andre nannte Ihn Graf Zahl, nicht die Füße zerquetsche.
Astor Piazolla
Astor
Piazolla wurde 1921 in Buenos Aires geboren. Sein Vater liebte den
Tango, als Piazolla 8 war, schenkte er ihm ein Bandoneon*.
Piazolla begeisterte sich später allerdings für Jazz und die Musik von Bach. Weil er ein ernst zunehmender Komponist werden wollte distanzierte er sich vom Tango. Tangomusik war wohl ein schmutziges Wort in seiner Jugendzeit, diese Musik war die Musik der Bordelle und Kabaretts.
Piazolla begeisterte sich später allerdings für Jazz und die Musik von Bach. Weil er ein ernst zunehmender Komponist werden wollte distanzierte er sich vom Tango. Tangomusik war wohl ein schmutziges Wort in seiner Jugendzeit, diese Musik war die Musik der Bordelle und Kabaretts.
Aufgrund
eines Stipendiums ging er in den 50er Jahren nach Paris um dort Komposition
zu studieren. Nadia Boulanger, eine Komponistin bei der er lernte,
fehlte etwas in seiner Musik. Piazolla hatte ihr verschwiegen, dass er
Tango gespielt und komponiert hatte.
Nachdem er ihr ein Tangostück auf
dem Klavier vorgespielt hatte beschimpfte sie ihn als Idiot, das das der echte Piazolla sei und nicht der andere, die anderen Stücke könne er wegschmeißen. Zum Glück hat ihm Nadia die Meinung gegeigt, oder soll ich eher sagen bandoniert. Er nahm ihren Ratschlag an. So dürfen wir uns diese wunderbare, unglaublich ergreifende, vollkommende Musik anhören. (Siehe kleiner Film Straßenband)
Wie man hier sieht sollte jeder seine Talente leben, dann geht alles leichter von der Hand, kostet nicht viel Kraft und ist authentisch!
Wie man hier sieht sollte jeder seine Talente leben, dann geht alles leichter von der Hand, kostet nicht viel Kraft und ist authentisch!
*Bandoneon: Es sieht aus wie eine Art Akkordeon, nur damit ihr es euch vorstellen könnt, verzeiht mir liebe Instrumentenspezialisten
Und noch ein paar Erlebnisse mehr
Rente mit 100? Wir wissen es nicht, aber wir hoffen, dass
dieser Opi aus reiner Freude die Straße vermisst. Sein Kumpel, der auf nicht
auf dem Bild zu sehen ist, war mindestens genau so alt.
Die krasseste Straße die ich in meinem Leben je gesehen habe ist die Avenida 9 de Julio. Sie hat 6 Spuren in jede Fahrtrichtung. Rechts und links von dieser Straße gibt es parallel nochmal eine mehrspurige Straße. Man braucht mindestens 2 Grünphasen um diese Straße zu überqueren.
Dieser Motorradfahrer erklärte uns, dass er das Motorrad für seine Arbeit braucht. Was macht man mit seinen Rasters wenn es eine Helmpflicht gibt? Abschneiden? Auf gar keinen Fall, er hat sich seine Haarpracht seit 24 Jahren rangezüchtet. Dann doch lieber einen Spezialhelm bauen. Cool, cooler Typ. Danke Alex, für die Übersetzung!!!
Hier hat eine Militärkapelle zu unserm Abschied aus Buenos Aires gespielt, woher die wußten, dass wir am nächsten Tag weiterfliegen? Wir wissen es nicht. Die Stimmung war super und der Dirigent hatte sehr viel Humor, erst musst seine Kapelle singen und danach das Publikum. Die haben gerockt.
Hier haben wir günstig und ganz ok Pizza gegessen, wenn mal kein Steak bereitstand.
Buenos Aires ist eine aufregende Stadt in die Andre und ich
mich direkt verliebt haben. Hier kommen wir auf jeden Fall noch mal hin,
vielleicht ja auch für was länger. Man braucht ja auch Ziele und Träume für die
Zukunft, auch wenn man sich aktuell in der Traumerfüllung befindet.
Und denkt immer daran ....
Hier unten findet ihr wieder ein paar Fotos zum Durchklicken
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