Donnerstag, 6. September 2012

Viel zu sehen in Buenos Aires (BA)

30.08. bis 10.09.12

Die 10 eingeplanten Tage für Buenos Aires waren keines Wegs zu großzügig bemessen. Hier gibt es wirklich viel zu sehen.

Pferderennbahn



Direkt am ersten Tag nach unserer Ankunft morgens ging es auf die Pferderennbahn. Es war ein wundervoller Tag, die Sonne schien und es war warm. Vielleicht können wir ja unser Budget verdoppeln? 

Nun ja, das hat nicht wirklich geklappt, ich habe gar nix gewonnen, Andre hat tatsächlich aufs richtige Pferd gesetzt und seine 3 Pesos auf 12 Pesos vermehrt. 


Hätten wir das gewusst, hätten wir natürlich mehr eingesetzt. Auf meine hellseherischen Fähigkeiten ist dann doch kein Verlass. Insgesamt haben wir immerhin ein Plus von 3 Pesos erwirtschaftet, das sind ca. 50 Cent. In Bolivien bekommt man da schon einen frisch gepressten Orangensaft für, in Argentinien leider nicht sehr viel.

Hundeausführer

Ein für Buenos Aires sehr typisches Stadtbild ist die viele Hundescheiße auf den Gehwegen. Also Augen auf beim Stadtbummel. Wo viele Hundehaufen sind, sind logischerweise auch viele Hunde. Die Porteños (Einwohner von Buenos Aires) lieben anscheinend Hunde, aber das Spazieren gehen überlassen sie bei Zeitmangel diesen Hundehütern. Diese sind dann mal locker mit über 10 Hunden an der Leine unterwegs. Dabei handelt es sich nicht nur um Schoßhündchen, hier ist von Groß bis Klein alles zu finden was sich in edlen Rassebüchern finden lässt. 

Teatro Colon

Das Teatro Colon, das berühmte Opernhaus von Buenos Aires, wurde 1908 eingeweiht und hat 2500 Sitz- und 1000 Stehplätze. Vor einigen Jahren wurde es umfassend renoviert, so dass es wie neu aussieht. Ein klassisches Opernhaus sehr edel und prunkvoll, genau so wie ich es mir vorstelle.
Andre und ich entschlossen uns dazu dieser berühmten Oper einen Besuch abzustatten. Die erste halbe Stunde spielte die Violinistin Sarah Chang begleitet von einem Symphonieorchester. 
Die Stehkarten waren mit 5 Euro pro Person ein wirklicher Schnapper. Aber ganz Oben in der Oper war es ziemlich heiß und stehen ist auf Dauer anstrengend. 
In der Pause sind wir eine Etage tiefer gegangen. Franko aus dem Hostel kam mit einer Hostess der Oper ins Gespräch, und deutet an, dass es oben sehr heiß ist. Lange Rede kurzer Sinn, nach der Pause hatten wir erstklassige Sitzplätze mit gutem Ausblick. Irgendwie haben wir bei so was sehr oft Glück, wir sind eben Glückskinder, da kann man nix machen. Ich muss richtig gut Spanisch lernen, wer weiß was dann noch alles passiert.


Kostenlose Stadtführungen

Das Hostel kümmert sich rührend darum, dass es seinen Gästen rundum gut geht. Hier ist der Stundenplan im Eingangsbereich zu sehen.



Zum rundum Wohlfühlprogramm gehören auch kostenlose Stadtrundführungen in die Stadteile Recoleta (Nobelviertel) incl. Friedhof, Bocas und San Telmo. Unser Guide Santiago war allerliebst. Unsere 1000 Fragen hat er alle geduldig beantwortet. Eines seiner Lieblingswörter war „wonderful“.


Markt in Palermo

Samstags kann man den bunten, fröhlichen Markt im wunderschönen Stadtteil Palermo besuchen. Hier gibt es viele kreative Leute, die ihre Kunst an den Mann bzw. die Frau bringen wollen.
Ein Typ zersägte Münzen, bzw. sägte einzelne Teile heraus. Wir fanden neben einem Eurostück auch ein 5-DM Stück, cool, das hatten wir schon lagen nicht mehr gesehen, ein (fast noch) echter Heiermann.



Palermo ist unglaublich schön, hier gibt es viele Restaurants, Cafés und Geschäfte. Wenn wir jemals, aus welchen Gründen auch immer, nach Buenos Aires ziehen sollten, dann wollten wir hier leben. 

Mir gefällt es hier so gut, weil die Bäume so schön bunt angezogen sind.



 

Flohmarkt in San Telmo

Jeden Sonntag findet in San Telmo der berühmte Flohmarkt statt, hier gibt es viel alten Kram. Schönes, wie auch hässliches, manch interessantes.



Und manchmal sogar auch was aus der Heimat. Und der beste Becher steht ganz vorne, alles richtig gemacht liebe Flohmarktverkäuferin.



Hier sahen wir auch unsere ersten Tangotänzer, die fanden wir aber nicht so dolle.





Weitere Impressionen aus San Telmo

Vielleicht kennt ihr sie ja, das sind Andre, Mafalda und ich. Mafalda ist eine bekannte Comicfigur in Argentinien, sie ist wurde im September 1964 geboren.


In diesem schmalen Haus lebten damals ehemalige Sklaven.

In diesem Haus wohnte einst eine sehr wohlhabende Familie bis in den 1870ern die Cholera in San Telmo wütete. Viele Reiche zogen in andere Stadteile. Die einzelnen Zimnmer wurden an arme Familien vermietet.


Recoleta


Recoletta ist ein nobler Stadteil und beherbergt außerdem den berühmtesten Friedhof  in Buenos Aires, vielleicht vergleichbar mit dem Melatenfriedhof im wunderschönen Kölle. Hier wird nur beerdigt wer Rang und Namen oder zumindest viel Kohle hat bzw. hatte muss man ja in dem Fall sagen, dat letzte Hemd hat keine Taschen.


Ein Mausoleum steht am anderen, der Friedhof ist eine richtige Mausoleumsstadt, dabei versuchen sich die Gebäude in Schönheit und Größe gegenseitig zu übertrumpfen. Die Särge sind dabei oft sichtbar, was ich schon irgendwie gruselig finde. Bei uns ist ja immer alles fein säuberlich unterm Gras oder eben in einer Gruft versteckt.

Zu vielen Gräbern und Statuen gibt es Geschichten zu erzählen. Eine davon handelt von Evita (Eva Peron), der berühmteste Frau von Argentinien. 

Bild von Evita auf einem Hochhaus an der Avenida 9 de Julio.



Eva Peron, die Ehefrau vom Präsidenten Juan Peron (Präsident von 1946 bis 1955), hat sich für die Rechte der Frauen und der Arbeiter in Argentinien eingesetzt. Sie verstarb im Alter von nur 33 Jahren an Krebs und wird bis heute von den Argentiniern verehrt. Die Geschichte von Evita ist eine sehr bewegende Geschichte. Evita wurde von ihrer Mutter in Armut aufgezogen und war die uneheliche Tochter eines Großgrundbesitzers. Mit 15 ging sie nach BA und arbeitete zunächst als Model, dann Radiomoderatorin und Schauspielerin. Ihren späteren Mann traf sie nach einem Erdbeben bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung, sie heirateten 1945. Nachdem Peron 1955 vom Militär gestürzt wurde, wurde die einbalsamierte Leiche von Evita entführt. Von letzter Ruhestätte kann bei dieser Frau wirklich nicht die Rede sein. 1956 bis 1971 verbrachte sie unter einem anderen Namen in Mailand in Italien. Danach wurde sie von Ihrem Mann nach Madrid geflogen und 1974 kam sie wieder zurück nach Argentinien.
Auch diese nun hoffentlich letzte Ruhestätte von Evita ist umstritten, da das ja nur ein Friedhof für Reiche ist und Evita aus ärmlichen Verhältnissen stammt.


Eine Katze bewachte an diesem Tag die Familiengruft. Andre und die Katze hielten einen Nachmittagsplausch.





 

Bocas

Bei einem Aufenthalt in BA darf ein Besuch in Bocas, einem sehr bunten Viertel nicht fehlen. 



Hier steht auch das berühmte Fußballstadion von den Bocas Joniors, die Bombonera genannt wird. 


Diego Maradona ist ein berühmter Spieler dieses Vereins. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele Doppelgänger von diesem Fußballspieler hier rumtreiben um sich gegen Geld mit Touristen ablichten lassen. Ich weiß nicht mehr wie teuer es war, aber es war zu teuer um sich diesen Spaß zu erlauben. Einen Spaß haben wir uns dann doch erlaubt, schaut mal unten links im Bild.


Neben den Diego Doulbels trieben sich hier noch diverse Tangopärchen rum und dieser seltsame Vogel, oder soll ich lieber sagen Marienkäferheld. Vielleicht wär das ja was für mein nächstes Karnevalskostüm?



Hier ist es schon sehr touristisch, allerdings sollte man schauen, dass man diesen Stadtteil bei Anbruch der Dunkelheit verlassen hat, hier ist es gefährlich.

Segelschiff für den Frieden

An einem herrlichen Nachmittag besuchten wir dieses feine Segelschiff, die Presidente Sarmiento. 



Das ehemalige Segelschulschiff der Argentinischen Marine dient heute als Museum. 

Hier gibt es viel zu sehen, neben den Bildern der Kapitäne dieses Schiffes, ist auch dieser treue Geselle ausgestellt. Dieser Wauzi war das Maskottchen und fuhr jahrelang mit zur See. Anscheinend haben die Argentinier einen Hang dazu ihre Geliebten verstorbenen für die Nachwelt erhalten zu wollen.



1897 lief die Presidente Sarmiento vom Stapel. Nach 5 Jahren Pauken in der Escuela Naval durften die jungen Kadetten erstmalig zu einer 12-monatigen Fahrt mit diesem Schiff in See stechen.

Neben der Funktion als Segelschulschiff hatte das Schiff auch eine Botschafter Funktion. So kam es auch dazu, dass u.a Wilhelm der II Gast auf diesem schönen Schiff sein durfte.

Die letzte Fahrt der Presidente wurde im April 1938 beendet. Ingesamt ging die Presidente Sarmiento 39 Mal auf Reise, dabei legte sie über 1 Mio. Seemeilen zurück, das entspricht einer Strecke von ca. 50 Erdumrundungen. 23.000 Offiziere und Kadetten wurden hier ausgebildet. Was für Zahlen.

Irgendwie mag ich alte Schiffe und deren Geschichten. Wem das auch so geht, der sollte sich unbedingt die Historic Ships in Portsmouth England ansehen, ist nicht so weit weg wie Argentinien. Hier könnt ihr ein altes Segelschiff von 1805 besichtigen, die HMS Victory. Sie sieht aus wie ein richtiges Piratenschiff, allerdings gehörte es der Englischen Marine. Es wurde Zeitzeuge der berühmten Trafalgar Schlacht zwischen Engländern, Franzosen und Spaniern. Also, hin und anschauen. 

Ich fahr dann schon mal nach Australien, Ziel ist Sydney.



 

Party, Party, Party

In Buenos Aires haben wir fast jeden Tag gefeiert, ganz schön anstrengend, kann ich euch sagen. Aber im Hoste waren so viele coole, nette Leute, dass wir keine Wahl hatten.

Bei einem Bummel durch die Stadt haben wir eine Tangoband spielen hören. Die Musik ging richtig unter die Haut, eine Gänsehaut war unvermeidbar. Wie ich später erfuhr was das ein Stück von Astor Piazolla einem bekannten Tangomusiker. Wenn ihr ganz unten im Bericht auf das Fotoalbum klickt könnt ihr Euch ein Video von der Band ansehen und einen Eindruck von dieser unglaublichen Musik bekommen.



Zwei Tage später mobilisierten wir 12 Leute vom Hostel und gingen auf ein Konzert dieser Band. Wir haben eine CD gekauft, wenn wir wieder zu Hause sind spielen wir sie Euch gerne vor.



Dazu gab es dann noch Tangounterricht und ein wenig Tango tanzen. Wer hätte das Gedacht, dass ich mal in Buenos Aires Tango tanzen werde.

Schön nach unten schauen, damit ich dem netten alten Herrn, Andre nannte Ihn Graf Zahl, nicht die Füße zerquetsche.



Astor Piazolla

Astor Piazolla wurde 1921 in Buenos Aires geboren. Sein Vater liebte den Tango, als Piazolla 8 war, schenkte er ihm ein Bandoneon*.
Piazolla begeisterte sich später allerdings für Jazz und die Musik von Bach. Weil er ein ernst zunehmender Komponist werden wollte distanzierte er sich  vom Tango. Tangomusik war wohl ein schmutziges Wort in seiner Jugendzeit, diese Musik war die Musik der Bordelle und Kabaretts. 

Aufgrund eines Stipendiums ging er in den 50er Jahren nach Paris um dort Komposition zu studieren. Nadia Boulanger, eine Komponistin bei der er lernte, fehlte etwas in seiner Musik. Piazolla hatte ihr verschwiegen, dass er Tango gespielt und komponiert hatte. 
Nachdem er ihr ein Tangostück auf dem Klavier vorgespielt hatte beschimpfte sie ihn als Idiot, das das der echte Piazolla sei und nicht der andere, die anderen Stücke könne er wegschmeißen. Zum Glück hat ihm Nadia die Meinung gegeigt, oder soll ich eher sagen bandoniert. Er nahm ihren Ratschlag an. So dürfen wir uns diese wunderbare, unglaublich ergreifende, vollkommende Musik anhören. (Siehe kleiner Film Straßenband)

Wie man hier sieht sollte jeder seine Talente leben, dann geht alles leichter von der Hand, kostet nicht viel Kraft und ist authentisch!

 *Bandoneon: Es sieht aus wie eine Art Akkordeon, nur damit ihr es euch vorstellen könnt, verzeiht mir liebe Instrumentenspezialisten

 

Und noch ein paar Erlebnisse mehr

Rente mit 100? Wir wissen es nicht, aber wir hoffen, dass dieser Opi aus reiner Freude die Straße vermisst. Sein Kumpel, der auf nicht auf dem Bild zu sehen ist, war mindestens genau so alt.


Die krasseste Straße die ich in meinem Leben je gesehen habe ist die Avenida 9 de Julio. Sie hat 6 Spuren in jede Fahrtrichtung. Rechts und links von dieser Straße gibt es parallel nochmal eine mehrspurige Straße. Man braucht mindestens 2 Grünphasen um diese Straße zu überqueren.



Dieser Motorradfahrer erklärte uns, dass er das Motorrad für seine Arbeit braucht. Was macht man mit seinen Rasters wenn es eine Helmpflicht gibt? Abschneiden? Auf gar keinen Fall, er hat sich seine Haarpracht seit 24 Jahren rangezüchtet. Dann doch lieber einen Spezialhelm bauen. Cool, cooler Typ. Danke Alex, für die Übersetzung!!!




Hier hat eine Militärkapelle zu unserm Abschied aus Buenos Aires gespielt, woher die wußten, dass wir am nächsten Tag weiterfliegen? Wir wissen es nicht. Die Stimmung war super und der Dirigent hatte sehr viel Humor, erst musst seine Kapelle singen und danach das Publikum. Die haben gerockt.


Hier haben wir günstig und ganz ok Pizza gegessen, wenn mal kein Steak bereitstand.


Buenos Aires ist eine aufregende Stadt in die Andre und ich mich direkt verliebt haben. Hier kommen wir auf jeden Fall noch mal hin, vielleicht ja auch für was länger. Man braucht ja auch Ziele und Träume für die Zukunft, auch wenn man sich aktuell in der Traumerfüllung befindet.

Und denkt immer daran ....

 Hier unten findet ihr wieder ein paar Fotos zum Durchklicken


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