Sonntag, 15. Juli 2012

Willkommen im Luxuskloster


Wegen Überfüllung geschlossen

Ja man glaubt es kaum, aber Klöster waren anscheinend im 16. Jahrhundert in Peru sehr beliebt. Daher wurde im Jahre 1579 mit dem Bau eines dritten Klosters in Arequipa begonnen.


Das Kloster ist wie ein kleines Dorf mit einzelnen Straßen und vielen Häusern, seine Fläche beträgt über 20.000 qm. Bis zu 150 Nonnen lebten hier. 


Nur was für feine Damen

Damals war es Tradition, dass die zweite Tochter aus reichem Hause ins Kloster geht. Die Mitgift an das Kloster betrug 2.000 Silbertaler. Frau musste mindestens 12 Jahre alt sein um ins Kloster aufgenommen zu werden. 

8 Novizen wurden dann 4 Jahre lang im Noviciado, einem abgeschlossenen, isolierten Bereich, ausgebildet. Sie durften keinen Kontakt zur Außenwelt haben. Es gab Einzelunterricht, gegessen wurde alleine im Zimmer. Oben ist der Kreuzgang zu sehen, hier sind die Stationen vom Rosenkranz abgebildet. Diese konnten die angehenden Nonnen immer wieder studieren.

Herberge für die ersten 4 Jahre im Kloster.


Ein Leben in Saus und Braus

Wenn Frau die 4 Jahre fast Einzelhaft überstanden hatte, durfte sie in das Kloster übersiedeln. Jede Nonne lebte in ihrem eigenen kleinen Haus, mit Küche, Wohnraum, Schlafraum. Manchmal gab es sogar einen zweiten Stock. Die Betten standen immer unter einem Rundbogen, im Falle eines Erdbebens ist man hier sicher(er).


Ein damals haushaltsüblicher Wasserfilter. 7 Stunden dauerte es bis 1 Liter Wasser gefiltert war.


Wie luxuriös das Haus war hing vom Vermögen der Familien ab. Superreiche Family, super Hütte im Kloster. Ja unsere Damen aus feinem Hause hatten sogar Angestellte die das Kochen und Wasche übernahmen, wie praktisch. Die Dienstmädchen lebten mit im Haus.
Mir wird so langsam das Nonnenleben wieder sympathisch. Die Ausstattung war auch nicht von schlechten Eltern. Feines Porzellan aus Frankreich, schicke Möbel, Tücher oder sonstiger Luxusschnickschnack. Bis zu drei Nonnen konnten in einem Haus wohnen, allerdings nur wenn sie miteinander verwandt waren. 



Später wurden auch Wasserrinnen in den Häusern verlegt, hier konnten die Nachttöpfe ausgeleert werden. Die Häuser hier im Kloster sind luxuriöser als so manches Haus im heutigen Peru, die ggf. nur einen Raum haben.

Einmal wöchentlich konnten die Nonnen am Dorfbrunnen ihre Waren verkaufen oder tauschen.


Ein langes Leben im Kloster

Reiche Familien konnten ihre Töchter auch zur Ausbildung ins Kloster geben. Sie wurden dann als gut gebildete Frauen mit wieder reichen Familien verheiratet. Hier sieht man einen solchen Unterrichts-/Wohnraum.


Ana Los Angeles Monteagudo kam 1609 als dreijähre ins Kloster, sie entschied sich im Kloster zu bleiben und Nonne zu werden. Mit 48 wurde sie Oberin und mit 80 verstarb sie.  1985 wurde sie selig gesprochen weil sie einen unheilbar Kranken geheilt hatte.

Pure Reinheit auf allen Ebenen 

Hier der Waschplatz zum Wäsche waschen.



Einmal in der Woche mussten die Nonnen ein Bad zur spirituellen Reinigung nehmen. 



Aber auch von Innen mussten sich die Nonnen reinigen, das geschah durch die wöchentliche Beichte. Der Pfarrer saß hinter der Mauer, Nonnen und Priester bekamen sich nicht zu Gesicht. 



Alles hat seine Bedeutung

Über die Jahre wurde das Kloster immer wieder erweitert. Der Orangenkreuzgang wurde 1738 gebaut. Im Hof stehen drei Orangenbäume die als Symbol des Lebens gelten. Sie stehen für Erleuchtung, Reinigung, Vereinigung. 

 

Ab in den Himmel

Im Profundissaal wurden die verstorbenen Nonnen 24 Stunden aufgebahrt. Ein Künstler malte dann jeweils die verstorbene Nonne. Lebendig durfte die Nonnen keiner von der Außenwelt zu Gesicht bekommen. 


Diese Nonne ist im Jahre 1691 im Alter von 33 Jahren mit geöffneten Augen verstorben. Die Räumlichkeiten der verstorbenen Nonnen konnten ihre Familien entweder verkaufen oder an andere Familienmitglieder weitergeben.



Schluss mit lustig

Im Jahre 1871 wurde das Kloster reformiert. Keine Bediensteten mehr! Auch musste meine Mitgift mehr bezahlt werden.
Die noch 80 im Kloster lebenden Nonnen mussten nun alle in einem Schlafsaal schlafen, oh mein Gott wenn ich an das Geschnarche denke, das ist ja schlimmer als im 10er Dorm im Hostel. Heute hängen im ehemaligen Schlafsaal u.a. Gemälde.

Alle mussten gemeinsam Essen, ihre Wäsche selber waschen und selbst Kochen, Abwaschen, etc. Willkommen im richtigen Leben. 

Während des Essens im Speisesaal las immer eine Nonne aus der Bibel vor. An diesem Tag war für diese Nonnen Fastentag. Es gab täglich drei Mahlzeiten.


Impressionen, Impressionen

Der Rosenkreuzgang ist der älteste Kreuzgang des Klosters und wurde im Jahre 1715 gebaut.  

Noch so ein schickes Nonnenhaus. 


Kontakt zur Außenwelt

Hier konnten die Nonnen mit Ihren Familien sprechen, eine Aufpassernonne war immer dabei. Die Familienmitglieder konnten ihre Tochter nicht sehen. Gegenstände wurden durch diese kleine Drehtür gereicht.

Heute leben noch wenige Nonnen hinter diesen Mauern. Das restliche Kloster wurde in den 1970er Jahren an die Öffentlichkeit übergeben. Nach der Reformation ca. 100 Jahre zuvor wurden die Luxushäuser der Nonnen versiegelt und durften nicht mehr betreten werden. 


Wir kommen wieder keine Frage

Wir haben den Tag im Kloster sehr genossen, ein ganz toller Ort. Der Eintritt hat 70 Soles gekostet die Führung noch mal 20 pro Person. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Zweimal die Woche kann man das Kloster auch abends im Dunklen besuchen, dann ist alles schön mit Kerzen beleuchtet. Das schauen wir uns dann bei unserem nächsten Besuch in Peru noch mal an. 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen